
Es ist schon seit ein paar Stunden dunkel geworden und du bist gerade am Essen (Was immer es sein mag, ob Wildschwein, eine Schüssel Milch, ein Stück Menschenfleisch oder nichts)
Du bemerkst, wie ein 1,90 m großer Halbelb am Waldesrand auftaucht. Er hat kurze, zerzauste, blonde Haare und er trägt eine alte Lederrüstung, einen grün karierten Kilt und Arme und Beine sind mit Hasenfellen behangen. Er führt eine Heilertasche und einen Anderthalbhänder bei sich.
Als er in deiner Nähe ist, bleibt er in würdigem Abstand stehen.
„Ich grüße Euch, Fremder. Dürfte ich Euch eine Weile Gesellschaft leisten? Denn ich müsste mal wieder rasten. Ich kann Euch aber für Eure Gastfreundschaft nur meine Geschichte anbieten.“
Der seltsame Halbelb setzt sich zu dir ohne Angst oder Scheu und fängt an zu erzählen.
„Nun gut, man nennt mich Björn Mantelwald, Wald- und Wiesenheiler. Meine Geschichte fängt wie jede Geschichte an. In einem fernen Land, Euch, wenn überhaupt, als das Grünland im Norden bekannt, noch hinter dem Schwarzmeer nach den Inseln des dunklen Volkes, kam vor 110 Sommern ein Sturm auf. Eine Elfe, bekannt für ihr Wissen über die alten Götter, lag in den Wehen ihres Erstgeborenen. Ihre Hand wurde von einem Menschen gehalten, einem hohen Clanmitglied der McMurphys. Die Mauern der Clansburg konnten ihre Schreie nicht aufhalten, sodass sogar der Kellermeister über die Geburt Bescheid wusste.
Der Jüngling, halb Mensch, halb Elf, wuchs mit den anderen Menschenkindern auf, tobte und spielte. Seine Kindheit war ungetrübt bis zum sechsten Sommer nach seiner Geburt, als sein Vater mit dem Clanoberhaupt und fast allen Männern des Clans in den Krieg zog und außer dem Clanlord nur noch wenige Männer zurückkamen. Sein Vater war gefallen.
Die Trauer fraß seine Mutter auf, so sehr, dass sie die Erziehung ihres Erstgeborenen nicht mehr bewältigen konnte und sie einfach verschwand. Der Clanlord selbst übernahm nun seine Erziehung und die seiner zwei Schwestern, die 2 und 3 Sommer nach ihm zur Welt gekommen waren.
Mit 20 Sommern traf er seine Liebe, eine Menschenfrau, die Tochter eines reichen Schmiedes. Sie gebar ihm einen Sohn und eine Tochter, zwei bildschöne Menschenkinder.
Er, des alten Clanlords Sohns bester Kamerad und Vertrauter (sie waren ja zusammen aufgewachsen), wurde mit der Ehre bedacht, des neuen Clanlords Berater zu werden. Er reiste viel durch neue Länder, schloss Bündnisse, erlernte die Heilkunst von alten Kräuterhexen und Feldheilern und führte Kriege mit seinem Herrn. Ihm blieb dabei nicht viel Zeit für seine Familie.
Die Sommer flogen dahin und ehe er es sich versah, waren alle, mit denen er aufgewachsen war, schon alt und grau, vor allem seine Frau und sein einzigster Vertrauter, der Clanlord, der auch schon einen Sohn und nicht mehr die Kraft zum reisen hatte. Ihm wurde bewusst, dass sein langes Leben ihm auch große Verluste bringen würde. Sein Herz fing langsam aber sicher an, zu versteinern, hart zu werden, sodass kein Verlust es mehr brechen könnte.
Lieben verlernt ein Herz nie, wenn es dafür geschaffen wurde, doch er würde dieser Liebe und Zuneigung nun nie wieder nachgeben.
Der Clanlord bat in darum, seinem Sohn ein guter Lehrmeister zu sein. Er nahm den Sohn seines Herrn, der nun 16 Sommer jung war, auf eine lange Reise mit. Nach drei Sommern kehrten sie wieder heim. Doch es gab kein Heim mehr, nur die verkohlten Überreste waren noch da. Das ganze Land sah aus, als wäre ein Krieg über das Land gefegt. Flüchtlinge aus den Dörfern um die Clansburg erzählten schaurige Geschichten von einen mehrköpfigen Drachen.
Der nun 19 Sommer alte Sohn des Clanlords war jetzt selbst Lord seines Clans und sein Lehrer hatte alle Hände voll zu tun. Man sammelte die Reste des Clans und fing an, die Welt nach dem Drachen abzusuchen. Für den Halbelfen wurde es Zeit, eigene Wege einzuschlagen. Er glaubte so oder so nicht an die Geschichte des Drachen und war nun 90 Sommer alt.
Er schloss sich hier und da ein paar Leuten an, aber nie für lange Zeit. Und umso weiter er reiste und umso mehr Zeit verging, umso weiter ließ er seine Vergangenheit hinter sich. Er vergaß Namen und Gesichter aus seiner Jugend und sein Herz ist härter als jeder Stein geworden. Er lernte, sich in der Welt zurecht zu finden.
Ein paar Freuden sind ihm aber noch geblieben, ein paar wenige, ganz kleine, die sich sein Herz erlaubte. So zum Beispiel seine Liebe zur Heilkunst und Kräutermischung.
Ich hoffe, dass meine Geschichte Euch gefallen hat und eine angemessene Entschädigung für Eure Gastfreundschaft war.“