
Und das Licht hatte die Herrschaft übernommen, im Lande Khazûl'Mar. Die wahren Götter in die Schatten gezwängt, würden sie nur im geheimen angerufen.
Doch der Fürst des Lichtes, wollte alle Schatten aus seiner jüngsten Eroberung verbannen. Das Land am Schwarzen Meer sollte strahlen und rein sein von allen Anbetern der Finsternis. Ein eigentlich unbedeutender Adliger im Herzogtum Dimitra stand im Verdacht die alten Götter zu ehren; also wurden meine Eltern als Agenten an den Landsitz jenes Mannes gesandt.
Doch von alle dem, wusste ich rein gar nichts.
Ich war ungefähr sieben Winter alt, als wir auf den ärmlichen Landsitz zogen. Ein Karges Land, neblig, kalt, mit rauen Böden und unwirklichen Wäldern. Meine Eltern waren mein ganzer Stolz, klug und mächtig, als Schreiber und Planer, direkt aus der Kanzlei der Hauptstadt hier her gesandt um diesem unwirtschaftlichen Gehöft auf die Beine zu helfen.
Und sie kannten Geheimnisse. Meine Mutter erzählte mir vor dem Einschlafen, in dem neuen, fremden Haus von einer gütigen Herrin, einer Göttermutter, die Nachts über die Menschen dieses Landes wacht und sie beschützt. Keinem durfte ich unser Geheimnis verraten, doch Kinder sind wie sie sind und schon bald gab ich vor meinen neuen Spielgefährten mit dieser dunklen Mutter an. Aber auch die anderen Kinder auf dem Landgut kannten sie. Wütend lief ich nach Hause und erzählte alles meiner Mutter - es war doch unser Geheimnis! Dann erst erkannte ich, dass ich unser Geheimnis ausgeplappert hatte, und wie sehr ich die Prügelstrafe meiner Eltern fürchtete.
Doch die Strafe blieb aus. Stattdessen nahm meine Mutter mich in den Arm und streichelte meinen Hinterkopf, während sie leise flüsterte: "Das hast du sehr gut gemacht mein Liebling. Du hast für Mami und Papi viele neue Freunde gefunden, die wir hier so dringend suchen."
Schon einige Monate später hörte ich das erste Mal die heiligen Worte der gütigen Mutter Theremah - Herrin über Tod und Träume. Der Priester, der ihre Worte vernahm, und auf einer alten Lichtung, bei Vollmond und im Kerzenschein den wahren Gläubigen predigte war ein alter, grauer Mann. Doch die Mutter hatte ihn gesegnet, mit zwei kleinen hörnern, die er des Tages unter seinen grauen Locken verbarg. Ich sog seine Worte in mich und konnte nicht genug erfahren; erfahren von der verbotenen Wahrheit, die zu Unrecht vertrieben worden war und nun nur im Dunkeln getuschelt werden konnte.
Die Jahre vergingen und ich wuchs zu einer emsigen Gläubigen heran. Während ich am Tage die Lektionen meiner Eltern im Schreiben und Buchführen über mich ergehen lassen musste, lauschte ich Nachts den Sagen alter Götter. Doch dann kam die Nacht, die alles veränderte.
Meine Eltern waren bereits zu Bett gegangen als ich spät von den heiligen Orten wiederkehrte und ich räumte die Essensreste fort und säuberte die Wohnstube noch ein wenig, als ich im Schein des Kaminfeuers unter den Dokumenten meiner Eltern, einige auffällige Briefe fand. Sie trugen das Wappen des Licht-Fürsten und waren an die Hauptstadt adressiert, doch nicht an die Kanzlei, sondern direkt an den Herrscherhof. Man habe alle Mittel eingesetzt um die Verräter zu finden. Mit Erfolg. Beinahe alle Sippen hier auf dem Lande, würden noch immer den alten Götzen huldigen und damit den Lichten Göttern freveln. Und es gäbe nur eine Lösung, sie alle müssten brennen!
Wie wahr, wie wahr. diese Frevler mussten wirklich brennen und so verschloss ich alle Fenster und die Türe, nachdem ich im elterlichen Haus Feuer gelegt hatte. Ihr verzweifeltes Pochen und Klagen gegen die Tür hallte noch über das brüllen der Flammen hinweg, aber es geb keine Gnade für sie, sie hatten die gütige Mutter selbst verraten.
Mittlerweile hat sich vieles gewandelt im Land am Schwarzen Meer. Die alten Zwölf waren vor gut 13 Jahren mit aller Macht zurück gekehrt, der Lichtfürst enthauptet und das Land liegt erneut unter den schützenden Händen Theremahs. Für meine Verdienste ums Reich, hat mir ihre Priesterschaft bereits zu Lebzeiten einen Platz in ihren Totentenbergen in Nada're versprochen. Meine Seele ist sicher und mein Leib wird in Theramhs Armen ruhen bis zum letzten Tag - so sprachen es die Priester und die Götter durch sie.
Ich habe keine Furcht mehr, denn meine Seele gehört der gütigen Mutter.